„Diese Bank hat mein Leben gerettet.“  –  Wie Tetje Mierendorf 70 Kilo abgespeckt hat

„Diese Bank hat mein Leben gerettet.“ – Wie Tetje Mierendorf 70 Kilo abgespeckt hat

Wir sind Wissensweltmeister zum Thema „Abnehmen“ und „Diäten“ Wie oft haben wir es schon versucht und sind immer wieder gescheitet. Das Geheimnis: Abnehmen beginnt im Kopf.

Bei herrlichem Frühlingswetter sitze ich mit Tetje Mierendorf im Hamburger Hayns Park auf einer Bank mit Blick auf die Alster. Wir haben uns zum Interview verabredet. Noch ahne ich nichts von der Bedeutung dieser mit Graffiti verzierten Sitzgelegenheit. Bescheiden wehrt Tetje ab, als ich seine zahlreichen Talente aufzähle: Sänger, Comedian, Schauspieler, Synchronsprecher und seit kurzem Speaker und Tänzer. Das Stichwort „Tänzer“ löst bei Tetje herzhaftes Lachen aus. „Ich liebe Herausforderungen. 2013 habe ich mit Isabel Edvardsson bei Let‘s Dance mitgemacht. Meine Körperfülle hat damals einiges verhindert an Bewegungen. Ich bin in der zweiten Sendung dann rausgeflogen.“ Zu jener Zeit erzielt die Fernsehserie „Mein großer, dicker, peinlicher Verlobter“ mit Tetje Mierendorf als übergewichtiger Gunnar Janßen Traumquoten bei den Zuschauerzahlen. Damals wiegt er etwa einhundertvierundsiebzig Kilo. So genau weiß er das nicht, denn er hat keine Waage, die das exakt anzeigen kann. Nur mit Hilfe eines Gummibandes und der Einhundertfünfzig-Kilo-Markierung auf einem Besenstiel lässt sich das Gewicht annähernd bestimmen.

„Es ging bereits mit etwa zehn Jahren los. Ich war im Sport in der Schule schon immer der Schlechteste. Beim Fußball wurde ich mit meinem erfolgreichen Bruder Thomas verglichen. Irgendwann habe ich dann gemerkt: wenn ich dick bin, dann erwartet man auch keine Leistungen von mir. Ich war dann nicht mehr „Klein-Thomas“, sondern ich war plötzlich Tetje, der große Dicke.“

Die positiven Eigenschaften, die man mit den Dicken verbindet – Gemütlichkeit und Humor – prägen dem jugendlichen Tetje in seiner Entwicklung. Es gibt keinen Leistungswettbewerb und er kommt so vertrauenswürdig und verständnisvoll daher, dass selbst seine Lehrerinnen ihm Geheimnisse anvertrauen, die man einem Vierzehnjährigen sonst nicht erzählt.

„Zu meiner schlimmsten Zeit müssen es um die hundertachtzig Kilo gewesen sein. Meine fantastische Frau hat mir damals einen „Brief der Ängste“ geschrieben. Wir beide haben auf dem Sofa geheult und ich habe Stein und Bein geschworen, dass ich etwas verändern wolle. Aber es hat keine zwölf Stunden gedauert, da hatte ich wieder die nächste Tafel Schokolade intus. Zu meinen Spitzenzeiten habe ich bis zu zehn Tafeln gegessen. Das sind über fünftausend Kalorien. Damals war ich schokoladensüchtig.“ Selbst die Diagnose Diabetes bewegt den Schauspieler nicht zur Veränderung seiner Lebensgewohnheiten. 2012 stirbt sein schwergewichtiger Kollege und Freund Dirk Bach. Im gleichen Jahr wird er Vater einer wunderbaren Tochter. Auch die neue Verantwortung bewirkt keine Veränderung seiner Gewohnheiten. Erst 2014 führt ein Lebenserwartungstest im Internet zum radikalen Umdenken. Mit zweiundvierzig Jahren liegt seine geschätzte Lebenserwartung bei vierundvierzig. „Der Test war schonungslos und sagte: In zwei Jahren bist du tot. Mir blieb nur noch die Laufzeit eines Handyvertrages, um meiner kleinen Tochter das Fahrradfahren beizubringen. In der Nacht hatte ich einen Traum und sah meine Frau und mein kleines Mädchen auf dem Fahrrad und daneben lief der Vater. Nur das war nicht ich, sondern ein anderer! Als ich aufwachte habe ich gewusst: Ich will nicht mehr dick sein!“

Nach dem Entschluss, sein Leben zu ändern, sucht Tetje Hilfe in psychologischen Fachpraxen – vergeblich. Eine Rückmeldung bleibt aus. Er erhält lediglich eine Absage, er solle es doch in einem Jahr noch einmal probieren. Bei einem Besuch in einer Adipositas Fachklinik rät man zu einer Magenverkleinerung. Zwar könne er dann nur noch eingeschränkt essen und gleichzeitig trinken. Außerdem ist das Selbstmordrisiko erhöht. Aber das sei ja schließlich nur Statistik. Tetje erkennt, dass das nicht seine Lösung ist. „Ich habe dann mein Handy ausgeschaltet, bin in diesen Park gegangen, habe mich auf diese Bank gesetzt und über mein Leben nachgedacht. Diese Parkbank, der ich eigentlich mein Leben zu verdanken habe!“

Nach der Begegnung mit dem „inneren Selbst“ setzt der Fernsehstar seine Ziele konsequent um. Er stellt sich sein Kompetenzteam zusammen, konsultiert einen neuen Diabetologen, einen Sportarzt, einen Kardiologen, einen Orthopäden und sucht sich einen Personaltrainer.

„Am Anfang solcher Therapie purzeln die Pfunde. Aber das ist eine Mogelpackung. Du verlierst zunächst nur Wasser und musst dranbleiben. Außerdem war ich auf Zuckerentzug und dabei wirklich unausstehlich. Nachher ging es so schnell, dass sogar meine Eltern mich nicht mehr auf der Straße erkannt haben. Heute mache ich konsequent jeden Tag Sport und nutze jede Gelegenheit für körperliche Betätigung. Natürlich ernähre ich mich jetzt viel bewusster und esse jetzt Dinge, dich ich vorher nie angerührt hätte. Mittlerweile habe ich etwa siebzig Kilo abgespeckt.“

Auf die Frage nach den wichtigsten Tipps für unsere Leser gibt Tetje Mierendorf klare Empfehlungen.

„Werde dir darüber klar, was du in deinem Leben willst. Manchmal sind Fettpolster eine Schutzmauer. Suche dir Experten! Ja, die kosten Geld, aber du investierst in dein Leben. Nutze jede Bewegung im Alltag. Ich gehe zu Fuß und benutze keinen Aufzug. Ganz wichtig ist der Zuckerentzug. Wenn jemand sagt, dass er das Übergewicht braucht, um seinen Platz in der Gesellschaft zu definieren, dann kann ich das akzeptieren. Aber dann suche dir Hilfe, denn du hast Verantwortung, für dich, für deine Familie und für dein Leben. Jemand hat einmal gesagt: Gesundheit ist nicht alles aber ohne Gesundheit ist alles nichts! Stimmt, und das ist eine lebenslange Aufgabe.“

Dieser Bericht gibt nur einen minimalen Einblick in die spannende und bewegende Geschichte eines warmherzigen und äußerst sympathischen Publikumslieblings. Das ganze Interview finden Sie als Video unter: www.gast-redner.de/tetje